IM FOCUS DER PRESSE
Mittelbayerische Zeitung vom 29.06.1990
„Vieles bewegt, wenig bewirkt, aber manches verändert"
Oskar Duschinger und Dietmar Zierer stellten ihr gemeinsames Buch vor: „Glanz und Elend der Maxhütte". „Die Mischung machts", glauben die beiden Autoren Oskar Duschinger und Dietmar Zierer. Sie stellten zusammen mit dem Verleger Max Krempldas hochaktuelle Buch „Glanz und Elend der Maxhütte" vor, das im „Lokal"-Verlag erschienen ist. Während Duschinger die historischen Hintergründe aufzeigt, die Arbeiter, ihre Erlebnisse und Erfahrungen in den Mittelpunkt stellt, beleuchtet der Landtagsabgeordnete Zierer – „nicht polemisch und nicht einseitig" - im aktuellen Teil die politische Brisanz der Schließung des Werkes Haidhof nach 137 Jahren. Er hat versucht auch der Staatsregierung gerecht zu werden; „Revanchegedanken wären völlig unsinnig". Damit unterscheidet sich dieses Buch auch von allen anderen bisher erschienenen Publikationen über die Maxhütte, unterstrich Duschinger bei der Vorstellung. Der 1. Juli der das endgültige Ende des Werkes Haidhof bringt ist ein wichtiges Datum, betonte Dietmar Zierer. Die Bevölkerung des Städtedreiecks könne nicht sang- und klanglos zur Tagesordnung übergehen. „Das Drama um die Maxhütte hat vieles bewegt, wenig bewirkt, aber manches verändert". Das Maxhütten-Buch ist deshalb gerade noch rechtzeitig erschienen, um die Öffentlichkeit auf diese wichtige Veränderung aufmerksam zu machen. Zum Entstehen des Buches, das 615 Seiten umfasst und für 29,80 Mark in den Buchhandlungen erhältlich ist, bemerkte der Abgeordnete, daß der Lehrer und Journalist Oskar Duschinger den ersten Teil gestaltet hat, mit dem Untertitel „Der glanzvolle Aufstieg der Maxhütte".
Umfassender historischer Überblick
Unter Mitarbeit von Karl Bösl werde darin dem Leser ein umfassender historischer Überblick geliefert. Diese historische Betrachtungsweise bringe die unglaubliche Bedeutung der Betriebsstätte für das Leben der Bevölkerung nahe. Interessante Vielschichtigkeit Das Buch hat einen zweiten Schwerpunkt, in dem Zierer die Endphase der Maxhütte „Alt" seit 1976 darstellt. Der Untertitel lautet: „Niedergang und Ende des Werkes". Darin bezieht er die letzten aktuellen Entwicklungen mit ein. Die unsichere Zukunft des Berufsbildungszentrums und die noch nicht gesicherte Wiederverwendung der Hallen des ehemaligen Kaltwalzwerkes werden mit erfaßt. Ergänzt wird das Buch durch zehn Lebenserinnerungen ehemaliger Maxhütte-Arbeiter und zwei Interviews mit den beiden letzten Betriebsratsvorsitzenden. Verleger und Autoren glauben, daß gerade die Vielschichtigkeit der Darstellung das Buch interessant machen. Historische Dimensionen, politische Zusammenhänge und menschlicher Hintergrund würden ein Spannungsverhältnis bilden. Im zweiten Teil des Buches werden außerparlamenta- rische und parlamentarische Abläufe genau wiedergegeben. Deutlich werden die Abhängigkeiten von Flick und Klöckner, die Fehlentscheidungen des Managements, die Tatsache das auch Arbeitnehmervertreter viel zu spät reagiert haben. Die Abläufe des kapitalistischen Wirtschaftsystems wurden schlicht unterschätzt. Eine Staatsbeteiligung, so Zierer, die jetzt bei der Maxhütte „Neu" Tatsache ist, hätte zumindest den Verkauf des Kaltwalzwerkes verhindert. Besonders tragisch empfindet es der Abgordnete, daß die Maxhütte wenige Jahre vor der Vereinigung Deutschands gescheitert ist. Die letzten Monate hätten zudem gezeigt, daß auch die Betriebsstätte Haidhof ohne weiteres konkurrenzfähig wäre. Die Abläufe des kapitalistischen Wirtschaftsystems wurden schlicht unterschätzt. Eine Staatsbeteiligung, so Zierer, die jetzt bei der Maxhütte „Neu" Tatsache ist, hätte zumindest den Verkauf des Kaltwalzwerkes verhindert. Besonders tragisch empfindet es der Abgordnete, daß die Maxhütte wenige Jahre vor der Vereinigung Deutschands gescheitert ist. Die letzten Monate hätten zudem gezeigt, daß auch die Betriebsstätte Haidhof ohne weiteres konkurrenzfähig wäre.
Die Maxhütte und die WAA
Heute hätte ein Eisenwerk in Haidhof beste Marktchancen gerade wegen der Absatzmärkte im Osten. „Hätte man einen E-Ofen, eine Stahlgußanlage und zwei Konti - Straßen
überleben lassen, wäre das Werk Haidhof ein Riesengewinn. Das ist die Tragik der versäumten Zeit oder die Tragik falscher Entscheidungen zur falschen Zeit". Die WAA, so läßt Zierer nicht unerwähnt,
hat bei der Maxhütte das Genick gebrochen und zwar gleich zweifach. Zunächst hieß es: „Lieber eine WAA, als ständige Geldspritzen für die Maxhütte". Nach dem Aus für die WAA, habe die Attraktivität
des Industriegländes in Wackersdorf die Wiederverwendbarkeit desIndustriegeländes in Haidhof in den Schatten gestellt.
Oskar Duschinger hat sich in die Lage der Maxhütte-Arbeiter gut hineinversetzen können. Großvater und Vater haben im Eisenwerk gearbeitet, das „Pulsieren des Werkes" miterlebt. Es sollte nach seinen
Worten ein Buch entstehen, das die wirkliche Geschichte des Arbeiterleben in dieser großen, bedeutenden und - wie es ein Arbeiter formuliert „menschenfressenden" Eisenfabrik widerspiegelt. Es ist
gespickt mit Daten, Fakten und Zahlen; außerdem wird ein Stück brauner Vergangenheit aufgerollt. Dieses Buch, so Duschinger, soll auch in späteren Jahren noch in Erinnerung halten welche Bedeutung
die Maxhütte für die Region hatte, was es bedeutete Maxhütte-Arbeiter zu sein.