LESEPROBE

 

Den Hoimann im Nacken



Wenn sich draußen die Nebelschwaden zu dicken, weißen Polstern verdichteten und der Wind gespens- tisch durch alle Ritzen des Hauses pfiff, begann in der warmen Stube die spannenste Zeit des Tages. Leider musste der Rossknecht Hannes das Bett hüten und so blieb es Vater vorbehalten, unsere kindliche Neugier nach geheimnisvollen Geschichten zu stillen. "Was ich euch jetzt erzähle", meinte der Vater mit tiefer Stimme, "hat sich kurz vor dem Weihnachtsfest 1924 zugetragen". "Mein Arbeitskamerad, der Kaufmann Michl, ließ mir, wie der Teufel es wollte, nach der zweiten Schicht im Hüttenwerk keine Ruhe. Immer wieder drängte er mich, mit nach Teublitz zum Rauch-Wirt zu kommen, um mir dort eine Maß Bier zu spendieren. Die Freimaß war schon allzu verlockend und so ließ ich mich wieder einmal vom Michl überreden. Im Wirtshaus zu Teublitz blieb es jedoch nicht bei einer Maß. Da es gar fidel zuging, verrann die Zeit und keiner dachte mehr an Aufbruch. Es war bereits weit nach Mitternacht, als ich endlich das Wirtshaus verließ. Todmüde wie ich war, wählte ich den kürzesten Weg nach Hause, den über Saltendorf. Dabei führte mich mein Weg direkt an der Wallfahrtskirche und dem angrenzenden Friedhof vorbei.

Gespenstisch leuchtete der fahlgelbe, volle Mond über dem Bergrücken. Mir war diese Gegend unheimlich und deshalb versuchte ich, sie so schnell wie möglich hinter mir zu lassen. Da spürte ich plötzlich etwas Bleischweres auf meinem Rücken. Zwar hatte ich einige Maß Bier getrunken, doch fühlte ich mich keineswegs betrunken. Verzweifelt schlug ich mit meinem Spazierstock hinter mich, ohne Erfolg. Ganz im Gegenteil: Je wütender ich um mich schlug, desto schwerer drückte die Last auf meinem Rücken. In meiner Verzweiflung rief ich:´Alle guten Geister loben den Herrn !'Doch das Wesen auf meinem Rücken ließ nicht von mir ab.

 

Auf dem Rücken festgekrallt

 

Ich war fest davon überzeugt, dass der böse Geist eines Verstorbenen sich auf meinem Rücken  festgekrallt hatte. Jeder Schritt vorwärts wurde nun zur Qual. Mir war, als wolle mich dieses gespenstische Wesen mit aller Macht in die Knie zwingen. Ich rang nach Luft, schleppte mich mit letzter Kraft vorwärts, während mir kalter Schweiß über die Stirn rann. Keuchend und stöhnend bewältigte ich den restlichen Weg bis zum Brückkeller, wo die Last mit einem Schlag von mir abfiel. Völlig erschöpft erreichte ich die Schwelle des Hauses". "Ich kann mich noch gut erinnern", wandte die Mutter ein, "wie du damals zitternd und kreidebleich zur Stube hereingekommen bist.Das war wirklich eine seltsame Begebenheit!" Nun wäre es für uns Kinder an der Zeit gewesen ins Bett zu gehen, wäre da nicht die Tante Nandl zu Besuch gewesen. Sie wusste über ein wundersames Ereignis zu berichten, das sich in der heiligen Nacht zugetragen hatte: "Auf dem Hof, auf dem ich früher als Magd arbeitete, ging das ganze Gesinde mitsamt den Bauersleuten am Heiligen Abend zur Christmette nach Kallmünz. Nur die alte Jungfer hüttete Haus und Hof. Gewissenhaft sperrte die alte Frau Türen und Tore zu. Nur das Stubenfenster ließ sie einen Spalt breit offen. Danach setzte sie sich wie jeden Abend vors Fenster und begann in der Bibel zu lesen. Zwischendurch betete sie immer wieder das Vater-Unser. Plötzlich horchte die Rettl auf. Hatte sie nicht ein leises Wimmern vernommen? Sie stand auf, machte das Fenster ganz auf und lauschte hinaus in die Dunkelheit. Doch kein Laut war zu hören. Nur die Sterne funkelten am Himmel. Die alte Frau wollte das Fenster wieder schliessen, da hörte sie erneut jenes Wimmern. Die Rettl schloss das Fenster und schritt mit wachen Ohren zur Haustür.

 

Eine wimmernde Stimme

 

Sie öffnete die Tür vorsichtig, band den Kettenhund kurz und versuchte in der Dunkelheit die wimmernde Stimme ausfindig zu machen.Tatsächlich: Vor dem Stalltor stand ein kleiner Korb, in dem sich ein Kind befand, daneben eine Frau. Die Rettl war ganz aufgeregt und foderte die Frau auf, näher zu kommen. Frierend und zitternd bat die Frau um Einlass. Da die alte Rettl eine gute Seele war, ließ sie Frau und Kind ins Haus. Bald hatte sie herausgefunden was passiert war: Die junge Frau war die Tochter eines Viehhirten, der am Rande der Einöde eine Hütte hatte. Der Vater der jungen Frau war wie so oft auch am Heiligen Abend volltrunken nach Hause gekommen und hatte wie von Sinnen auf seine Tochter und das Kind eingeschlagen. In ihrer Verzweiflung legte die Tochter Angela ihr uneheliches Kind in den Korb und flüchtete trotz Schnee und eisiger Kälte von zu Hause. Die alte Rettl versuchte die junge Frau zu trösten und kümmerte sich auch fürsorglich um sie. Als die Bauernleute mit dem Gesinde von der Christmette aus Kallmünz zurückkamen, berichtete die Rettl sofort allen vom armen Christkind, das im Bauernhof Zuflucht gesucht habe. Die gepeinigte, junge Frau wurde vom Wastlbauern als Magd aufgenommen und blieb samt Kind bis zu ihrem Lebensende auf dem Bauernhof".

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