Die Vereine rund ums ehemalige Hüttenwerk begingen auch in diesem Jahr den
4. Dezember traditionell als den Tag der Schutzheiligen Barbara.
Im Bodenwöhrer Pfarrheim bot der "Ring der Eisenzeit" eine besinnliche, unterhaltsame Feier. Mit dabei war auch Heimatschriftsteller Oskar Duschinger, der aus seinem Buch "Hüttenwerk und Hammersee"
die Geschichte "Engelshaar und Wunderkerzen" las. Begleitet wurde dabei auch von den Pfreimder Kistlmusikanten.
Ausschnitt aus der Geschichte
Engelshaar und Wunderkerzen
Uber Nacht hatten sich vor unserem Haus Berge von Schnee angehäuft, was uns Kindern beim ersten Blick aus dem Fenster regelrechte Freudenschreie entlockte. Schon lange hatten wir unsere Schlitten
hergerichtet und diesen Tag herbeigesehnt. Während wir freudestrahlend aus dem Fenster blickten, schüttelte Mutter unsere Strohsäcke auf und entleerte anschließend unsere Nachthaferin im Kaltenbach.
Vater marschierte zum Schuppen, holte einen ausladenden Reisigbesen heraus und kehrte den Weg zum Haus und zum „Scheißhaisl“ frei. Dann schüttete er aus einem Getreidesack Körner ins Futterhäuschen.
Mit einem Stoß voller Holzscheite unter dem Arm kam er zurück ins Haus. Im Gang klopfte Vater den Schnee von den Schuhen und schob die Holzscheite in den Ofen. Es knisterte und knackte, und schon
bald breitete sich eine behagliche Wärme aus. Nun setzte sich Vater auf die Ofenbank und hielt seine klammen Finger über die wärmende Ofenplatte, während Mutter unser Leibgericht, „Schwammerlbröih
mit Sterz“, zubereitete.
Am Nachmittag tagte in der wacherlwarmen Stube der Familienrat. Wir saßen alle beisammen und sprachen über das bevorstehende Weihnachtsfest. Aus uns Kindern sprudelten die Wünsche nur so hervor.
Meine Schwester, das Marerl, betonte immer wieder, dass sie sich eine Puppe wünsche, die Mama sagen könne. Mutter machte sie darauf aufmerksam, dass diesen Wunsch nur das Christkind erfüllen könne
und es dazu erst einmal den Wunschzettel lesen müsse. Vater legte im Ofen noch Holzscheite nach und fütterte den Küchenherd zusätzlich mit Kohlebriketts der Marke „Sonne“, die wir günstig vom
Hüttenwerk bezogen. Es gehörte mit zu den Aufgaben von uns Kindern, sie auf dem „Handwagl“ nach Hause zu transportieren. Kaum glühte die Herdplatte, kamen auch schon unsere Mitbewohner aus ihren
Löchern und Ritzen gekrochen: Kakerlaken. Die Viecher, die alle nur Russen nannten, waren fast in jedem Haushalt anzutreffen. Wir Kinder hatten es uns auf dem Fußboden bequem gemacht und spielten
Mensch- ärgere-dich-nicht oder Mühle, schauten Bilderbücher an und kritzelten in Malbüchern herum. Auf den Tisch hatte Mutter Rabattmarken geschüttet, die sie sortierte und in Markenhefte klebte. Als
Gegenwert erhielt sie im GEG- Konsum Zutaten fürs Plätzchen- und Stollenbacken. Wir Kinder durften bei dieser Arbeit stets mithelfen. Aus dem Teig stachen wir mit Blechmodeln Figuren aus: Herzen,
Engel, Bäume und Pferdchen. Dabei schoben wir heimlich immer wieder Teigstücke in den Mund, was unseren Vater, der schmauchend auf der Ofenbank saß, köstlich amüsierte...