Andacht am Franziskusmarterl
Die Marterlgemeinde lud zur traditionellen Weihnachts-Andacht am 24.Dezember 2023 um 14.00 Uhr am Franziskusmarterl im Blaubeerwald (Nähe Bahnhof Altenschwand) ein und rund 300 Besucher kamen.
Die Andacht gestaltete Pfarrer Joachim Kendzia und wurde musikalisch umrahmt von der Bläsergruppe der Jugendblaskapelle Schwarzenfeld umrahmt. Die Kollekte diente zur Erhaltung der
Marterlanlage.
Zur Geschichte des Marterls
Weihnachtsandacht 2023 am Franziskusmarterl im Taxöldener Forst
Das „Franziskusmarterl“ im Taxöldener Forst sei die „Seele“ des Widerstands gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage (WAA) gewesen, meinte Hans Schuierer, Symbolfigur des Widerstands und
ehemaliger Landrat des Landkreises Schwandorf, in einem Rückblick auf jene ereignisreichen, geschichtsträchtigen Jahre in der Oberpfalz.
Das Franziskusmarterl in der Gemarkung Altenschwand der Gemeinde Bodenwöhr gehört zu den am meisten besuchten und fotografierten Kleindenkmälern der Oberpfalz. Sogar ausländische Fernsehteams und
Pressevertreter fanden sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte dort ein und berichteten über die „Marterlgemeinde“. Schließlich gehörte der friedliche, christlich motivierte Widerstand gegen die
Atomanlage zu den wichtigsten Standbeinen des Engagements gegen die WAA.
Was den WAA-Gegnern zu Beginn ihrer Aktionen fehlte, war ein fester Kristallisationspunkt, an dem sich die Menschen treffen konnten, um hier friedlich ihren Protest dokumentieren zu können.
Schließlich kamen Mitglieder der Bürgerinitiative auf die Idee, in der Nähe eines in einer nächtlichen Aktion abgerissenen Beobachtungsturmes eine Kapelle zu errichten. Die Errichtung eines kleinen
gemauerten Marterls konnte nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz seitens der Behörden nicht verhindert werden.
Und so wurde im Herbst 1984 die Errichtung des „Franz-von-Assisi Mahnmals“ auf dem Grundstück des Altenschwandner Landwirts und WAA-Gegners Michel Maier in die Tat umgesetzt.
Innerhalb von 14 Tagen errichteten Pfarrer Richard Salzl, ein gelernter Fließenleger und einige Helfer das Marterl. Bereits am 2. Oktober 1984 konnte Pfarrer Richard Salzl das Franziskus-Marterl
einweihen. Die Bildnische von 50 cm x 80 cm wurde durch das Votivbild „Franziskus predigt den Vögeln“ des Amberger Künstlers Bernd Trepesch ergänzt.
Ab Weihnachten 1984 fanden an hohen kirchlichen Feiertagen und zu besonderen Ereignissen ökumenische Andachten statt. Mit der Bauplatzbesetzung und der Hüttendorfräumung wuchs die Teilnahme der
Bevölkerung an den Andachten, so dass man sich entschloss, jeden Sonntag am Marterl um 14 Uhr eine Andacht zu gestalten.
Der Burglengenfelder Künstler Stefan Preißl hatte während der Bauplatzbesetzung über die Jahreswende 1985/1986 in der „Republik freies Wackerland“ einen überlebensgroßen Kruzifixus geschnitzt und den
Korpus auf einem etwa 10 m hohen Kreuz angebracht. In einer Nacht Mitte Februar 1986 wurde die eindrucksvolle Christusfigur mit ihrem vor Schmerz gekrümmten Körper allem Anschein nach mit Gewalt von
Unbekannten heruntergerissen, die Figur blieb verschwunden. Nur die angenagelten, offenen Hände des Gekreuzigten blieben gleichsam als Mahnung hängen. Man ließ sie bis heute hängen als Mahnung zur
Gewaltlosigkeit. Mit einem neuen Kruzifixus erhielt das Franziskusmarterl am 1. April 1986 einen Ersatz für den gestohlenen Jesus.
Inzwischen finden sich im näheren Umgriff des Franziskusmarterls eine Reihe von Gedenk- und Erinnerungstafeln, Votivtafeln und anderen Andachtsgegenständen.
Seit dem Ende der WAA Wackersdorf sorgt ein „Marterlrat“ für die Erledigung organisatorischer Aufgaben, die Erhaltung und die Reinigung des Platzes, die Verwendung der Spendengelder oder bemüht sich
um Themen und Referenten für die Gestaltung der Andachten. Zu prägenden Jahrestagen wie Heiligabend finden sich immer noch ehemalige Mitglieder der Marterlgemeinde und sonstige ehemalige WAA-Gegner
zu gemeinsamen Treffen auf dem Grundstück in der Gemeinde Bodenwöhr, zur Besinnung, Mahnung und Erinnerung zusammen.