KRIEGSERINNERUNGEN
Kriegserinnerungen "Im Fadenkreuz des Krieges"
Der ,,Neue Tag" sprach mit den Autoren Karl Bösl und Oskar Duschinger über das Buch ,,Im Fadenkreuz des Krieges"
Eine Mark pro verkauftes Buch soll den Opfern des Kosovo-Krieges zugute kommen...
Bösl: Wir wollen mithelfen, das Leid dieser Menschen ,,vor unserer Haustür" ein wenig zu lindern. Ich habe am eigenen Leib miterlebt, was es bedeutet, geliebte Menschen zu verlieren; Angst und Not zu spüren; hungern zu müssen.
Duschinger: Die Kosovo-Spende aus unserem Bucherlös ist sicher nur ein Tropfen auf den berüchtigten ,,heißen Stein". Aber wir kennen die Vergangenheit und deshalb wollen wir mithelfen, die Zukunft besser zu gestalten.
Warum hat es über zehn Jahre gedauert, bis Sie ein neues Buch herausgebracht haben?
Duschinger: An den Ideen lag es jedenfalls nicht. Wir haben Manuskripte für drei weitere Bücher in der Schublade. Mit Hilfe unseres neuen Verlegers und einiger Gönner ist es nun möglich geworden, unser neues Buch zu veröffentlichen. Es war zudem ein jahrelanger Recherche-Aufwand nötig, um aus dem Kriegstagebuch von Karl Bösl ein handfestes Buch zu machen.
Bösl: Wir haben unzählige Stunden zusammengesessen, überlegt, geschrieben und wieder verändert. Für dieses Buch habe ich einen schlimmen
Teil meines Lebens noch einmal lebendig werden lassen, was mir manchmal schwer gefallen ist.
Die Erzählung des Buches basiert also auf einem Original-Tagebuch?
Bösl: Richtig. Ich habe mir in den Zeiten des Krieges und meiner Gefangenschaft immer wieder Notizen gemacht. Irgendwie war es auch eine Art Seelentröster für mich. Ich habe diesem Büchlein all das anvertraut, das mich zutiefst bekümmerte. Während der Invasion der Alliierten an der französischen Südküste konnte ich es unter Einsatz meines Lebens zum Glück noch aus einem Bunker retten.
Duschinger: Für mich waren die Erzählungen meines Freundes Karl manchmal geradezu
unglaublich. Eigentlich ist es ein Wunder, daß er noch lebt.
Glauben Sie, dass das Buch ,,Im Fadenkreuz des Krieges" auch junge Menschen ansprechen wird?
Duschinger: Davon bin ich überzeugt. Eine fünfseitige Geschichte in der Zeitschrift ,,Stern", Nr. 24, lautete: ,Der Erinnerung eine Zukunft geben´. Fünf ehemalige Wehrmachtssoldaten des 2. Weltkrieges standen 16 und 17jährigen Gymnasiasten im Geschichtsunterricht Rede und Antwort. Die Schüler hatten viele Bücher gelesen über den 2. Weltkrieg, aber nirgends fand sich eine Antwort auf die Frage: ,Wie war es, als einer von 18 Millionen Soldaten in den Krieg zu ziehen?´ Nirgends hatten sie die Frage beantwortet bekommen, was die Soldaten dabei fühlten. Ich denke, auch Jahrzehnte nach dem Ende dieses schrecklichen Krieges sollten Einzelschicksale nicht in Vergessenheit geraten.
Bösl: Wir haben keine wissenschaftliche Abhandlung verfasst, sondern ein Stück tragischer deutscher Geschichte anhand einer Erzählung
lebendig werden lassen. Es soll künftigen Generationen eine Mahnung sein. Ich habe mich damals regelrecht anstecken lassen von der Nazi-Propaganda, die uns Ruhm und Ansehen versprach. Doch meine
Begeisterung war schnell vorbei. Als mich die deutschen Ausbilder bis aufs Blut schikanierten, hatte ich genug vom Soldatenleben. Doch ich war nun gefangen in der Kriegsmaschinerie Hitlers und
kämpfte von da ab nur mehr ums eigene Überleben.
Duschinger: Der Krieg erfährt in diesem Buch keine Verherrlichung. Der junge bayerische Marinesoldat ist eher eine geschundene Figur, die nichts gemein hat mit einem deutschen Elitesoldaten. Trotzdem ist die authentische Erzählung von der ersten bis zur letzten Seite ergreifend.