Interview mit den Verlagsleitern Steffi Friedl und Hans Schopf
ilz.Weihnachten steht wieder vor der Tür. Wie früher will uns mitten in der dunklen Jahreszeit der Lichterglanz um das Christfest verzaubern – auch wenn das Fest durch die vielfache globale
Vermarktung einiges von seinem wahren Glanz verloren zu haben scheint. Im Morsak-Verlag, „der Bibliothek des Bayerischen Waldes“, erschien das Buch „Sagenhafte Weihnachtszeit“ des Oberpfälzer Autors
Oskar Duschinger. Leserinnen und Leser finden hier 39 sagenhafte weihnachtliche Geschichten aus einer Zeit, in der das Weihnachtsfest die Herzen berührte.
Heimat-Identität bewahren – das ist das Ziel des Morsak-Verlages mit Sitz in Grafenau. Das Verlagsprogramm mit über 400 Titeln (Bücher, Hörbücher, Audio-CDs und eBooks) rund um den Bayerischen Wald
möchte Landschaft, Menschen, Kultur und Geschichte des „Böhmerwalds“ reflektieren und dokumentieren. Bedeutende alte Bücher, die seit Jahren vergriffen sind, werden neu herausgegeben, es erscheinen
aber auch viele neue Buchtitel. Verlegerin Stefanie Friedl, die den Verlag seit 2011 leitet, arbeitet mit dem Ohetaler Verlag aus Riedlhütte zusammen.
Dass der Maxhütter Autor Oskar Duschinger zum Morsak-Verlag kam, verwundert nicht, denn auch er hat schon einige schöne Bücher zu Heimat und Brauchtum geschrieben. Erst kürzlich veröffentlichte er
ein Buch über die Geschichte der Maximilianshütte in seinem Heimatort Maxhütte. Sein Buch „Sagenhafte Weihnachtszeit“ im Morsak-Verlag zeigt die wahre Natur des Christfests, so wie sie früher
eindrücklich sichtbar war: Geheimnisvoll und strahlend. Für LOKAL unterhielt sich Duschinger, der auch als freier Journalist tätig ist, mit Stefanie Friedl und Hans Schopf, dem Vorstand des
Ohetaler-Verlags, über die Bedeutung der Weihnachtszeit für das Buchgeschäft.
Oskar Duschinger: Welche Bedeutung hat das Weihnachtsgeschäft für einen Verlag?
Stefanie Friedl: Das Weihnachtsgeschäft ist das wichtigste im ganzen Jahr. Hier machen wir etwa ein Drittel unseres Jahresumsatzes. Von der zweiten Novemberhälfte an geht es im Buchgeschäft rund, und
auch der Online-Handel gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Duschinger: Welche Rolle spielen die Buchhändler heutzutage für einen Buchverlag?
Hans Schopf: Die Buchhändler sind unverzichtbar für uns, wobei die Auslieferung im gesamten deutschsprachigen Raum überwiegend über den Großhandel erfolgt. Der stationäre Handel ist immer noch
stärker als der Onlinehandel und nicht wegzudenken. Da spielen die persönliche Beratung und die Kompetenz der Buchhändler/innen eine große Rolle. Für viele Menschen hat das Tradition, besonders vor
Weihnachten die Buchgeschenke vor Ort auszuwählen und zu kaufen. Die Läden sind liebevoll dekoriert, die Bücher werden anschaulich präsentiert – da fällt sie Auswahl leicht und das Einkaufen wird zur
vorweihnachtlichen Freude.
Duschinger: Online-Händler wie Amazon oder Thalia scheinen immer mehr auch das Buchgeschäft zu beherrschen...
Stefanie Friedl: Am Onlinehandel führt kein Weg vorbei. Auch wir betreiben einen erfolgreichen Webshop (www.moverlag.eu). Amazon wird nicht direkt beliefert, sondern kauft beim Großhandel ein.
Duschinger: Gibt es von jeder Neuerscheinung in Ihrem Verlag auch ein
e-Book?
Stefanie Friedl: Nein, gerade
bei Bildbänden ist die Umsetzung eher schwierig.
Der Schwerpunkt bei eBooks und
Hörbüchern liegt bei Romanen und Erzählungen.
Duschinger: Wem würden Sie das Buch „Sagenhafte Weihnachtzeit - Weihnachten wie es früher war“ als Leselektüre empfehlen?
Hans Schopf: Sie haben hier ein Buch mit sehr schönen Weihnachtsgeschichten geschrieben, die so manchen Leser und so manche Leserin an Begebenheiten in der eigenen Kindheit erinnern. Es ist ein Buch
zum Selberlesen, zum Vorlesen und um anderen eine Freude zu bereiten. Dramatisch sind die Erzählungen über Weihnachten im Krieg, die gleichzeitig eine Warnung sind für „nie wieder Krieg".
Als Nikolaus und Knecht Ruprecht unterwegs
Auf dem Nachhauseweg von der Schule diskutierten wir Kinder begeistert über unser nächtliches Vorhaben. Erst als ich zu Hause vor dem Gartentor stand, wurde meine Begeisterung auf ein neues Ziel gelenkt, denn ein feiner Duft stieg mir in die Nase. Die Stubentür stand weit offen und Mutter brutzelte am Herd. Ihre Wangen waren rot von der Hitze des Ofens. Als sie den Schorschi und mich erblickte, lockte sie: „Buben, heute gibt es wieder mal eure Lieblingsspeise: SchneiderFleckl. Weitaus weniger erfreulich klang Mutters Nachsatz: „Dafür müsst ihr mir aber bei der Stallarbeit zur Hand gehen, sonst kommt der böse Nikolaus und steckt euch in den Sack!“ ...
Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg, um Vaters geschnitzten Vogel als Weihnachtsgeschenk zu verkaufen. Dabei hatte ich kein festes Ziel im Auge. Da das Forsthaus das erste größere Gebäude war, an dem ich vorbeikam, wollte ich gleich hier mein Glück versuchen. Schnurstracks marschierte ich in das Büro des Forsthauses, natürlich nicht, ohne vorher angeklopft zu haben. Ein himmellanger, grünuniformierter Mann mit Brille stand plötzlich vor mir und sah mich mit finsterer Miene an. Stotternd bot ich dem Forstbeamten meine Ware an. Mit einem Mal lockerten sich die Gesichtszüge des Mannes. Er nahm das Schnitzwerk in die Hand, betrachtete es von allen Seiten und lobte mit näselnder Stimme den „schönen, geschnitzten Vogel“. Seine Kiebitz-Nase reckte er dabei weit nach vorne.